Sarata, Bessarabien - ein Ort, der in den Wirren der Geschichte oft übersehen wird, aber eine sehr bewegende Verbindung zu Deutschland hat. In den späten 1800er Jahren wurde Sarata zu einer Kolonie für deutsche Siedler, welche auf der Suche nach einem besseren Leben in Bessarabien ankamen. Diese Siedler brachten ihre Kultur, Traditionen und Sprache mit sich und prägten das Gebiet somit nachhaltig. Doch die Geschichte von Sarata und seiner deutschen Kolonie ist von Tragödien und Umbrüchen geprägt, die bis heute ihre Spuren hinterlassen haben...
Sarata oder heute auch als Neu-Sarata bekannt, war in Bessarabien einer der ersten deutschen Siedlungen. Doch warum siedelten Deutsche überhaupt in die Region Bessarabien? Dies geht in das 19. Jahrhundert zurück, als das Kaiserreich Russland mit allen Mitteln versuchte, die agrarische Entwicklung der Region Bessarabien zu fördern (damals gehörte Bessarabien zu Russland). Katharina die Große sprach aus diesen Gründen zu den deutschen Kolonisten, sich in den verschiedenen Teilen des Reiches niederzulassen, darunter auch die Region Bessarabien. Um dies noch verlockender für die Kolonisten zu machen, wurden ihnen in einem Aufruf vom 29. November 1813 folgende Privilegien zugesagt: Religionsfreiheit, unbefristete Befreiung vom Militärdienst, sie sind zehn Jahre lang frei von allen Abgaben und Grundsteuern und jeder Familie wurden 66 Hektar Land versprochen. Und da der napoleonische Krieg in Deutschland generell zu hohen Abgaben geführt hatte, hatten viele deutsche Kolonisten das Bedürfnis nach Veränderung, und siedelten somit um. So auch nach Sarata ein 5.000 Einwohner Dorf, welches in der heutigen Ukraine liegt. Denn auch dort siedelten sich viele Siedler an. So auch der Pfarrer Ignaz Lindl, welcher im Jahre 1822 mit insgesamt 70 Auswandererfamilien aus Bayern und Württemberg nach Sarata siedelte. Sie erreichten am 18. März 1922 den Fluss Sarata und bauten dort ihr Dorf auf. Die deutschen Siedler brachten ihre landwirtschaftlichen Fähigkeiten mit und halfen somit erheblich bei der Gründung und Entwicklung des Dorfes. Die kleine Siedlung in Sarata hatte eine ziemlich gewöhnliche Struktur, mit Wohngebieten und Gemeinschaftseinrichtungen, sowie landwirtschaftlichen Flächen. Auch das Dorf pflegten sie weiterhin mit ihrer kulturellen Identität, sowie ihrer Sprache und Traditionen. Um auch in Sarata ihrem Glauben nachgehen zu können, baute der Pfarrer Ignaz Lindl eine Kirche für sie, welche heute immer noch sehr gut erhalten ist und Dom in der Steppe genannt wird. Sie wurde im Jahre 1843 von ihm erbaut. Im darauffolgenden Jahr wurde außerdem die Evangelisch-deutsche Lehrerbildungsanstalt Werner gegründet, kurz auch Wernerschule genannt. Sie ist die einzige deutschsprachige Lehrerbildungsanstalt in ganz Bessarabien. Sowohl die Kirche als auch die Schule sind bis heute erhalten und zeigen somit Zeugnisse aus der Vergangenheit Bessarabiens. Jedoch wurden nach dem zweiten Weltkrieg viele Deutsche aus Sarata deportiert oder vertrieben, da es unzählige politische Veränderungen in dieser Gegend gab. Dies führte leider zu einem starken Rückgang der deutschen Bevölkerung in der Region.
Dadurch existieren heute nur noch wenige Spuren der ehemaligen deutschen Präsenz in Sarata. Somit wird nur noch die kulturelle Erinnerung von denjenigen gewahrt, welche selbst Wurzeln in dieser so historischen Region haben, oder von Vereinen, wie dem Bessarabiendeutschen Verein, welcher noch immer Aufklärungsarbeit über die oftmals vergessene Region und ihren Bezug zu Deutschland leistet.